Verein für Kampfkunst und Selbstverteidigung e.V.

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Regeln

Auch bei Notwehr und Selbstverteidigung gelten Regeln

Ausweichen

Ganz zu Anfang meiner Kampfsportlaufbahn (als Boxer, so um 1957) demonstrierte unser Boxtrainer die effektivste Form der Abwehr: "Greif mich mit der Faust an!". Er wich blitzschnell zur Seite, quasi weit ab vom Schuss "siehst Du, so einfach ist das!".

Klar: Wer dem Angriff ausweicht, wird auch (kaum) getroffen.

"Ausweichen" bedeutet aber mehr. Im vorliegenden Beispiel natürlich, dem Angriff auszuweichen. Wenn es aber bereits zum Angriff gekommen ist, ist unser Fehlverhalten meistens bereits im Vorfeld zu finden. "Ausweichen" bedeutet auch, Konfliktmöglichkeiten von vornherein zu vermeiden, ihnen also auszuweichen.

Es ist selbstverständlich klar, dass man nicht jedem Konflikt aus dem Wege gehen kann, genauso wie es zu Angriffen auf uns kommen kann, die sich nicht durch irgend ein "Ritual" einleiten (hier würde wieder das erwähnte Beispiel greifen).
Man sollte sich also erst dann wehren, wenn wirklich keine Möglichkeit des Ausweichens ("nicht da sein") mehr gegeben ist. Verteidigung ist also mehr, als sich gegen einen Angreifer zu wehren. Verteidigung ist vor allem (auch) rechtzeitige Konfliktvermeidung. Wer sich in Gefahr begibt, steigert damit das Risiko, darin umzukommen.

Negative Signalwirkung "Imponiergehabe"

Imponiergehabe gehört leider nicht nur ins Tierreich. In einer Gesellschaft, in der sich (nicht nur!) viele Eltern erblöden, ihre Kinder in "modische" Militär-Klamotten zu stecken, ist Gewalt und sind die mit Gewalt verbundenen Signale (Imponiergehabe) ein Teil der Kultur.
Dieses Imponiergehabe im menschlichen (hierzu gehört der militärische Umgang ausdrücklich nicht) Umgang kann sich allerdings zum Bumerang erweisen: Die Wahrscheinlichkeit, in einen Konflikt zu geraten, steigt. Und damit auch das Risiko, gewaltig "eins auf die Rübe" zu bekommen.
Also überlassen wir diese Art des Imponierens, bzw. des Kokettierens mit der Gewalt den Politikern, Militärs und anderen fragwürdigen Gruppierungen.

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"Cool" bleiben

Auch wenn Beleidigungen bei vielen unserer Zeitgenossen leider zur normalen Konversation gehören ("unsere" politische Führungsmannschaft macht es vor), sollte man vermeiden, sich leichtfertig provozieren zu lassen. Auch wenn man sich selbstverständlich nicht alles gefallen lassen muss, es wirkt aber wesentlich überlegener - wenn auch gerade dadurch auf manche Provokateure provozierend wirkend - kühl und sachlich zu bleiben.
Allerdings wird von vielen "Experten", die auf Grund ihrer Schichtzugehörigkeit noch nie mit echter Gewalt zu tun hatten, der verbale Verteidigungserfolg zu erfolgversprechend gesehen:
Eigenes Erleben (als Kind sprach ich nicht gut deutsch): "Du Polackensau du, lean east amoi gscheid daitsch" (Du Polackensau, lerne erst einmal richtig deutsch), und die Fäuste meines "Gesprächspartners" flogen. Einige Jahre später (mittlerweile kann ich verbal recht gut mithalten): "moanst du bist ebs bessas, waist noch da Schrift redsd?" ("Meinst Du, etwas Besseres zu sein, weil du nach der Schrift redest?", und die Fäuste meines "Gesprächspartners" flogen. Also auch bei eigener innerer Ruhe und Besonnenheit, bei vorsichtiger Wortwahl:

Wenn Ihr Angreifer ein Opfer sucht, wird er versuchen, es in Ihnen zu finden.

Auch wenn grundsätzlich davon auszugehen ist, dass ein vermiedener Kampf ein gewonnener Kampf ist, sollte man Berthold Brechts Zitat: "Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren." nicht ganz aus dem Sinn streichen.

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"Viele Hunde sind des Hasen Tod"

Es gibt immer Gesellschaftsgruppen, die nur in Rudeln auftreten, bzw. sich nur in größerer Gemeinschaft stark (genug, ihre Aggression auszuleben) fühlen. Neben den rein (kampf)technischen Problemen entstehen oft zusätzliche Schwierigkeiten durch Sprachbarrieren. Wenn ich nicht verstehe, auf welche Taktik sich die potenziellen Angreifer gerade einigen, was sie sich zurufen, verliere ich zumindest einen Bereich des für mich notwendigen Überblicks.
Auch sollte man sich unbedingt von dem Gedanken frei machen, dass einem - von den u.U. herumstehenden Passanten - Hilfe zuteil werden würde. Falls es wirklich nicht (mehr) möglich ist, einem Konflikt auszuweichen, sind innere Kälte, äußerste (auch "äußere") Entschlossenheit und Wissen um die richtige Taktik und wirksame Anwendung des Könnens das Gebot des Augenblicks.

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"In der Selbstverteidigung gibt es keine Regeln"

Eine weitverbreitete Ansicht, der man nicht vorbehaltlos zustimmen kann. Die dafür geschaffte Rechtsprechung setzt einen ziemlich genauen Rahmen ("Regelwerk") für die Selbstverteidigung. Die Umstände entscheiden über die Härte des Vorgehens.
Im Zweifelsfall (auch wenn der folgende Satz im juristischen Sinne angreifbar ist): "Lieber werde ich nach einer extrem gefährlichen Situation von Juristen (die noch nie einer Gewalttätergruppe gegenüberstanden) wegen Überschreitung der Notwehr verurteilt, als dass ich meinen Angehörigen die Arbeit mache, meine Beerdigung durchführen zu lassen."

Warum (für mich) der Selbstverteidigungsaspekt wichtig ist (sehr persönliche Anmerkung):

Das erste Gewaltopfer, das mir noch bewusst vor Augen ist, war ein siebenjähriges Kind. Als es vor mir — zwecks Identifikation — auf einer Resopalplatte (?) ausgelegt wurde, bestand es aus verschiedenen Fleischbrocken, einem abgetrennten Kopf und Gliedmaßen. Das Kind wurde in meiner neuen Heimat - Landshut - von einem Metzgerlehrling geschlachtet.

Es war mein um ein Jahr jüngerer Bruder (Ingo Eisheuer). Er konnte sich nicht wehren.
Und, ich weiß nicht, ob sich ab diesem Zeitpunkt bewusst oder unbewusst der Gedanke in mir festsetzte: "Mir lasse ich so etwas niemals antun!"

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